Schnittwunden richtig versorgen und den Heilungsprozess fördern

Schnittwunden richtig versorgen und den Heilungsprozess fördern

Ein Moment der Unachtsamkeit beim Kochen, bei der Büroarbeit oder beim Rasieren - und schon ist es passiert: Autsch, geschnitten! Jeder hatte bereits mit kleinen oder großen Schnittwunden zu tun. Am häufigsten treten sie an den Händen beziehungsweise den Fingern auf. Schnittwunden sind schmerzhaft, können hartnäckig verheilen und bergen unter ungünstigen Umständen sogar ein Risiko für Infektionen. Die richtige Versorgung von Schnittwunden ist daher elementar, um den Heilungsprozess der Haut bestmöglich zu unterstützen.

1. Schwere der Schnittwunde erkennen
2. Die häufigsten Ursachen für Schnittwunden
3. Womit die Schnittwunde behandeln? Erste Hilfe Ausstattung
4. Erste Hilfe bei Schnittwunden: Reinigen und Desinfizieren
5. Schnittwunden richtig verschließen
6. Wann ist eine Schnittwunde ein Fall für den Arzt?
7. Was ist eine klaffende Wunde?
8. Entzündete Schnittwunden erkennen und versorgen

 

Schnittwunden im Finger gehören zu den Ärgernissen des Alltags. Höchstwahrscheinlich sind auch Sie schon einmal beim Gemüseschnippeln mit dem Messer abgerutscht oder haben sich beim Durchblättern eines Aktenordners oder einer Zeitschrift einen Schnitt im Finger zugezogen. In den meisten Fällen tut es nur kurz etwas weh, bevor ein Juckreiz den Heilungsprozess ankündigt. Ob große oder kleine Wunde, in jedem Fall ist eine gründliche Wundversorgung für die Heilung wichtig.

Schwere der Schnittwunde erkennen

Die betroffene Körperstelle und die dortige Dicke der Haut sowie die Tiefe der Verletzung entscheiden darüber, ob es zur Blutung kommt, die Stelle schmerzt, von selbst verheilen kann oder ob diese ärztlich versorgt werden muss.

Die menschliche Haut besteht aus mehreren Schichten unterschiedlicher Dicke. Während sie beispielsweise im Gesicht recht dünn ist, weisen Handflächen und Fußsohlen dickere Hautschichten auf. Das liegt daran, dass unsere Hände und Füße ständig beansprucht und belastet werden. Ein oberflächlicher Schnitt macht uns daher an den Fingern nicht so viel aus wie etwa auf der Wange.

Die oberste Schicht ist die Oberhaut – auch Epidermis genannt. An den stark beanspruchten Körperstellen wie Handinnenflächen und Fußsohlen ist diese Hautschicht mehrere Millimeter dick und wird umgangssprachlich als Hornhaut bezeichnet.

Darunter befindet sich die Dermis, die Lederhaut. Sie enthält Muskeln zur Temperaturregelung des Körpers, die etwa das Zittern bei Kälte verursachen. In dieser Hautschicht verlaufen aber auch kleinere Blutgefäße. In der sich darunter befindlichen Unterhaut (Subcutis) liegen größere Blutgefäße vor.

Direkt nach Auftreten der Schnittwunde kommt es zum ersten Wundschmerz. In vielen Fällen schmerzt die Verletzung aufgrund des Wundschocks jedoch verzögert, also nach der Erstversorgung. Oft handelt es sich dabei um einen brennenden Schmerz, der durch Reizung von Nerven ausgelöst wurde, nach erfolgreicher Behandlung aber schon bald wieder abklingt. Ein pochender Schmerz verweist auf möglicherweise verletzte Blutgefäße.

 

Der Wundschmerz sollte je nach Ausprägung und Tiefe der Verletzung schon nach wenigen Tagen nachlassen. Ist dies nicht der Fall oder entsteht zusätzlich eine Rötung oder Schwellung im Wundbereich, könnte es sich um eine Infektion handeln, die ärztlich versorgt werden muss.

 

Ist die Verletzung eher oberflächlicher Natur und wird sie sorgfältig behandelt, dauert es nur wenige Tage, bis die Schnittwunde verheilt ist. Schon nach kurzer Zeit setzt anstelle des Schmerzes ein Juckreiz ein – ein gutes Zeichen, dass die Hauterneuerung an der betroffenen Stelle im Gange ist.

Tiefere Schnittverletzungen, die einer ärztlichen Behandlung bedürfen, können natürlich mehr Zeit für den Heilungsprozess in Anspruch nehmen. Das Gleiche gilt, wenn sich die Wunde entzündet hat – in diesem Fall hängt es vom Entzündungsgrad und der Nachbehandlung ab.

Wie schnell die Wunde verheilt, hängt von ihrer Tiefe und Versorgung ab: Oberflächliche Schnittwunden heilen deutlich schneller als tiefe, klaffende Verletzungen, die genäht werden müssen. Auch eine gute Reinigung und Erstversorgung kann den Heilungsverlauf positiv beeinflussen, nachlässige Behandlung und Infektionen der Wunde verzögern ihn wiederum. Die meisten Schnittwunden sind jedoch nach ein bis zwei Wochen abgeheilt und nahezu nicht mehr sichtbar.

Die häufigsten Ursachen für Schnittwunden

Die häufigsten Ursachen für Schnittwunden

Im Alltag gibt es viele Möglichkeiten, sich oberflächliche, aber auch tiefe Schnittwunden in der Haut zuzuziehen:

  • Beim Rasieren mit zu starkem Druck haben sich schon viele Menschen im Gesicht oder an den Beinen geschnitten. So widersprüchlich es auch klingen mag, eine stumpfe Rasierklinge führt häufiger zu Schnittverletzungen als eine scharfe, da sie nicht gleichmäßig über die Haut gleitet.
  • Die Handhabung mit Scheren, Schälern oder Messern im Haushalt ist wohl der häufigste Grund für Schnittverletzungen jeden Ausmaßes.
  • Der Kontakt mit Klingen an Geräten, die der Zerkleinerung (z.B. Mixer) oder Entfernung (z.B. Haarschneider) von Objekten dienen, gehört ebenfalls zu den Gefahrenquellen des Alltags.
  • Glasscherben oder scharfkantige Metallstücke sind besonders tückisch, da sich kleine Bestandteile oder Verschmutzungen von ihnen in der Wunde absetzen können.
  • Papier führt zu besonders unangenehmen Schnitten, da der Umgang mit Papier häufig sorgloser erfolgt als mit offensichtlich scharfkantigen Gegenständen.

Womit behandelt man die Schnittwunde?

Leichte Schnittverletzungen können Sie selbst „verarzten“ und auch bei schweren Einschnitten ist eine Erstversorgung unumgänglich. Deshalb sollten folgende Utensilien immer in jeder Hausapotheke oder jedem Erste Hilfe Set vorhanden und in erreichbarer Nähe sein.

  • Sterile Kompressen
  • Mullbinde
  • Pflaster
  • Wundspray zur Desinfektion
  • Wundgel
  • Antiseptische Hautcreme
  • Schere

Sind die medizinischen Utensilien im Notfall nicht greifbar, können Sie zur schnellen Blutstillung ein sauberes Tuch verwenden.

Erste Hilfe bei Schnittwunden: Reinigen und Desinfizieren

Tritt Blut aus einer Schnittverletzung aus, ist das kein Grund beunruhigt zu sein: Tatsächlich ist dies eine natürliche Schutzmaßnahme des Körpers – mögliche Krankheitserreger oder Fremdkörper, die mit dem Schnitt unter die Haut gebracht wurden, werden durch eine Blutung wieder ausgeschwemmt. Das Risiko einer Infektion wird somit reduziert.

Dennoch sollten Sie Schnittverletzungen behandeln und die Blutung stillen. Drücken Sie dafür eine sterile Kompresse, notfalls auch ein (sauberes!) Taschen- oder Küchentuch auf die Wunde. Nach wenigen Minuten ziehen sich die Blutgefäße wieder zusammen und die Blutung lässt nach.

Sobald die Blutung gestillt wurde, empfiehlt es sich, die Wunde noch einmal zu reinigen, da jede Wunde eine gewisse Anzahl an Keimen und Bakterien enthält. Diese sind generell auf der Haut angesiedelt und können auch durch den Schnitt in den Körper gelangt sein.

Entfernen Sie Verschmutzungen unter fließendem Wasser. Seien Sie jedoch vorsichtig mit Fremdkörpernwie Splittern: Entfernen Sie diese nur, wenn sie oberflächlich greifbar sind. Sonst besteht die Gefahr, dass der Fremdkörper noch weiter in die Wunde eindringt oder es zu einer erneuten Blutung kommt. Sollten Sie Splitter & Co. nicht gut erreichen können, konsultieren Sie einen Arzt.

Nutzen Sie nach der ersten Reinigung ein desinfizierendes Wundspray, um die Wunde zu sterilisieren – keine Sorge, einige der Sprays wurden so konzipiert, dass sie nicht brennen und auch gut auf empfindlicher Kinderhaut angewendet werden können.

Schnittwunden richtig verschließen

Schnittwunden richtig verschließen

Nach erfolgter Reinigung und Desinfektion wird die Wunde verschlossen, um das weitere Eindringen von Infektionserregern zu vermeiden und die Wundheilung zu unterstützen. Bei leichten Verletzungen kann ein antibakterielles Wundgel oder ein Pflaster bereits ausreichen. Wenn Blut durch das Pflaster dringt, reicht der Schutz nicht aus und Sie sollten besser auf einen Verband ausweichen. Größere Wunden müssen von ärztlichem Fachpersonal mit Klammern oder einer Naht verschlossen werden.

Achten Sie darauf, dass Sie die Wundauflage des Pflasters oder Verbands nicht mit bloßen Händen berühren – auf diese Weise wird das Verbandsmaterial verunreinigt und birgt ein neues Infektionsrisiko.

Durch das Verbinden der Schnittwunde wird ein feuchtwarmes Milieu geschaffen, das bei desinfizierten Wunden vorteilhaft für den Hauterneuerungsprozess ist. Achten Sie darauf, sowohl Pflaster als auch Wundverbände regelmäßig zu erneuern – insbesondere, wenn sie mehrere Tage am Stück getragen werden, schmutzig oder nass werden.

Wann ist eine Schnittwunde ein Fall für den Arzt?

Sie selbst können die meisten kleineren Schnittwunden versorgen, sofern Sie dabei gewissenhaft vorgehen. Reicht der Schnitt jedoch so tief, dass es sich dabei um eine Fleischwunde (im folgenden Abschnitt erfahren Sie, wie Sie eine klaffende Wunde erkennen) handelt, Muskeln, Sehnen oder Blutbahnen verletzt sind, ist medizinische Unterstützung erforderlich, um Folgeschäden auszuschließen. Derart tiefe Schnittverletzungen können schlimmstenfalls dazu führen, dass beispielsweise der betroffene Finger taub oder unbeweglich bleibt.

Konsultieren Sie auch dann einen Arzt, wenn die Verletzung klaffende Wundränder aufweist und sich nicht von selbst schließen kann. Wer sich mit der Reinigung einer Wunde oder der Entfernung von Fremdkörpern unsicher ist, kann auch in diesem Fall ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Darüber hinaus ist es vor allem bei tieferen Schnittwunden ratsam den Impfstatus vom Arzt überprüfen zu lassen. Bei Bedarf frischt dieser die Tetanusimpfung auf, um Wundstarrkrampf vorzubeugen.

Die sorgfältige Reinigung und Pflege der Verletzung mindert das Infektionsrisiko deutlich. Deshalb sollten sie in diesem Fall nicht zu lange warten – gegebenenfalls kann die Verletzung auch vom ärztlichen Notdienst versorgt werden.

Bei einem starken Blutverlust sollten Sie nicht zögern, einen Krankenwagen unter der Rufnummer 112 zu rufen!

Auch, wenn sich die Wunde entzünden sollte (unabhängig davon, ob ein Arzt oder eine Privatperson die Wundversorgung durchgeführt hat), ist eine weitere medizinische Behandlung erforderlich. Denn entzündete Wunden können unbehandelt schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben.

Was ist eine klaffende Wunde?

Ist die Wunde so tief, dass Blutgefäße, Nerven oder Sehnen verletzt sind, liegen diese oftmals offen. Eine solche Verletzung wird auch als klaffende Wunde bezeichnet. Aufgrund ihrer Öffnung bergen klaffende Schnittwunden das Risiko starker Blutungen und möglicher Infektionen durch eindringende Verschmutzungen oder Krankheitserreger.

Damit eine solche Verletzung ohne Komplikationen verheilen kann, muss sie von einem Arzt geschlossen werden, solange sie frisch ist. Zu diesem Zweck wird die Wunde geklammert oder genäht, um den körpereigenen Heilungsprozess zu unterstützen. Je nach Ausprägung der Wunde und Art der Nachbehandlung kann es unter Umständen zur Narbenbildung kommen.

Entzündete Schnittwunden erkennen und versorgen

Wenn bei großen oder kleinen Wunden keine sorgfältige Behandlung erfolgt ist oder trotz aller Vorsicht Verunreinigungen in die Verletzung eingedrungen sind, kann sich eine Schnittwunde entzünden. Im ersten Schritt kann dann die Verwendung einer entzündungslindernden und antiseptischen Hautcreme sinnvoll sein.

 Sie erkennen entzündete Wunden an folgenden Symptomen:

  • Anschwellen der Wunde
  • Rötung der Wundränder
  • Anhaltende Schmerzen
  • Wärmegefühl der verletzten Stelle
  • Die Wunde nässt oder eitert

Unbehandelt können entzündete Wunden dazu führen, dass sich die Infektion im Körper ausbreitet. Es kann zu Folgeschäden in den betroffenen Körperteilen oder sogar zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung (Sepsis) kommen.

Liegt eine Infektion vor, sollte die Wunde antibakteriell versorgt werden. Unter Umständen ist die zusätzliche Einnahme von Antibiotika erforderlich, um die Entzündung zu bekämpfen.

Fazit: Mit den richtigen Utensilien, ein wenig Geduld und Sorgfalt vermeiden Sie Infektionen und Schnittwunden verheilen problemlos.

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