Das biologische Wunder der Wundheilung

So schnell, wie wir uns bei der Hausarbeit oder in der Freizeit Wunden zuziehen können, verläuft die anschließende Heilung der Haut leider nicht. Doch der menschliche Körper kann wahre Wunder auf diesem Gebiet vollbringen – wenn die Bedingungen dafür stimmen.

Inhalt:

  1. Was Wundheilung ist und warum sie wichtig ist
  2. Die drei Phasen der Wundheilung und ihr Verlauf
  3. Die zwei Arten der Wundheilung: primär und sekundär
  4. Wie schnell heilen Wunden?
  5. Wundheilung fördern und beschleunigen, geht das?
  6. Was stört die Wundheilung?
  7. Wie Narben entstehen und beeinflusst werden

Was Wundheilung ist und warum sie wichtig ist

Eine Wunde entsteht, wenn ein Schnitt, ein Riss oder eine Abschürfung zur Öffnung der Hautschichten führt. Der Körper versucht automatisch, diese Schäden zu verschließen, um die Schutzfunktion der Haut wiederherzustellen. Dieser als „Wundheilung“ bezeichnete Prozess ist der körpereigene „Reperaturmechanismus“ und bewahrt vor möglichen Infektionen, starkem Blutverlust oder Folgeschäden durch Verletzungen.

Die Heilungsprozesse, die der Körper nach einer Verletzung in Gang setzt, erscheinen uns selbstverständlich, sind aber tatsächlich äußerst komplex. Wie wichtig diese Abläufe für eine unbeschwerte Heilung sind, zeigt sich etwa dann, wenn die Wundheilung längere Zeit in Anspruch nimmt oder Komplikationen wie Infektionen auftreten. Doch auch die Betroffenen können selbst aktiv dazu beitragen, dass der Körper seine Wunden effektiv bekämpft.

Die drei Phasen der Wundheilung und ihr Verlauf

Unter der Wundheilung versteht man den gesamten Prozess, in dem sich eine Wunde wieder verschließt und neues Gewebe aufgebaut wird. Dieser Ablauf beginnt unmittelbar nach Entstehung einer Wunde und ist in drei Phasen unterteilt:

  1. Exsudations- oder Reinigungsphase
  2. Granulations- oder Proliferationsphase
  3. Regenerations- oder Reparationsphase

Schon das erste Bluten gehört zum Heilungsprozess. Denn das Ausschwemmen möglicher Fremdkörper oder Verschmutzungen aus der Wunde ist eine körpereigene Maßnahme, um Infektionen vorzubeugen. Danach verengen sich die geschädigten Blutgefäße, sodass die Blutung bereits nach wenigen Minuten nachlässt. Dabei handelt es sich um den Anfang der Exsudations- oder Reinigungsphase: Austretendes Wundsekret – das Exsudat – befreit die Wunde weiterhin von Fremdkörpern, Keimen und Schmutz. An der Luft trocknet das Sekret und bildet auf der Hautoberfläche den Wundschorf, der die Verletzung vor äußeren Einflüssen schützt, bis die Heilung abgeschlossen ist. Die offenen Gefäße werden gleichzeitig durch Blutgerinnsel und Fibrinbildung verschlossen.

Die anschließende Granulations- oder Proliferationsphase beinhaltet das Nachwachsen von Blutgefäßen und Bindegewebszellen in der Wunde. Dieses frische Gewebe ist stark durchblutet und weist eine körnig erscheinende, rötliche Oberfläche auf.

Zugleich setzt die Regenerations- oder Reparationsphase ein: Hat sich das verletzte Gewebe erneuert, ohne sichtbare Spuren zu hinterlassen, fand eine Regeneration statt. Im Falle einer Narbenbildung ist von einer Reparation die Rede – das neue Gewebe unterscheidet sich sichtbar und spürbar von der umliegenden, unbeschädigten Haut.

Die zwei Arten der Wundheilung

Mediziner unterscheiden zwei Arten der Wundheilung: Die primäre und sekundäre Wundheilung. Eine erfolgreiche Wundheilung ohne Komplikationen wird als primäre Wundheilung bzw. Primärheilung bezeichnet. Häufig erfolgt diese an gut durchbluteten Körperstellen sowie bei Verletzungen ohne Verunreinigung und mit glatten Wundrändern, beispielsweise:

  • Operationswunden
  • Schnittwunden
  • Platzwunden

Aus diesen Verletzungen entstehende Narben sind üblicherweise glatt, schmal und werden mit der Zeit unauffälliger, wenn sie gut versorgt werden.

Großflächige, klaffende Wunden mit unregelmäßigen Wundrändern verheilen wiederum sekundär. Insbesondere bei Gewebeverlust können sich diese Wunden nicht ohne Weiteres verschließen, sondern füllen sich mit Granulationsgewebe von innen heraus auf.

Auch bei infizierten, entzündeten Wunden setzen Ärzte bevorzugt auf eine sekundäre Heilung. Denn ein Verschluss der Wunde durch Nähen oder Klammern würde das Abfließen von Eiter und Wundsekret unterbinden – die Infektion könnte sich im Körper ausbreiten und schwere Folgen haben. Deshalb wird auch in diesen Fällen mit darauf hingearbeitet, dass sich die Wunde von innen heraus zurückbildet. Dies gelingt, indem die offene Wunde etwa durch eine sterile Kompresse und einen Verband abgedeckt wird.

Wie schnell heilen Wunden?

Die Dauer der Wundheilung hängt von der Größe und Tiefe einer Wunde ab. Außerdem ist entscheidend, ob die Wunde angemessen gesäubert und verarztet wurde. Auch das Alter und der gesundheitliche Zustand des Betroffenen können eine Rolle spielen. In der Regel sind Gelegenheitsverletzungen wie Schnitt- oder Schürfwunden nach ein bis zwei Wochen wieder abgeheilt.

Verunreinigungen der Wunde, Infektionen oder andere gesundheitliche Probleme können dazu beitragen, dass eine Wundheilung deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt als üblich. Auch das wiederholte Öffnen oder Abtragen des oberflächlichen Wundschorfs verzögert die Wundheilung immens.

Bei nachhaltiger Narbenbildung schließen sich der Wundheilung weitere Monate oder sogar wenige Jahre an, bis das Narbengewebe sein finales Erscheinungsbild erlangt hat.

Wundheilung fördern und beschleunigen, geht das?

Sofern es der eigene körperliche Zustand und die Umstände zulassen, kann eine Wundheilung unter guten Voraussetzungen erfolgen und sogar positiv beeinflusst werden. Wichtig ist, nicht allzu sorglos mit Schnitt-, Schürf- oder Platzwunden umzugehen, sondern sich der sorgfältigen Nachsorge zu widmen, um Komplikationen und Folgeschäden zu vermeiden. Damit die Wundheilung unkompliziert verläuft, bieten sich die folgenden Behandlungs- und Pflegetipps an:

  • Die gründliche Reinigung und Desinfektion der Wunde sowie ihr anschließender Schutz vor Verunreinigungen bildet die Basis einer guten Wundheilung. Mit antiseptischen Wundsprays ist das sogar ohne Brennen möglich.
  • Es sollte ein gültiger Schutz gegen Wundstarrkrampf bestehen (Tetanus). Ob die Impfung noch wirkt, kann dem Impfpass entnommen werden.
  • Eine gesunde Ernährung kann die Wundheilung zusätzlich positiv beeinflussen.
  • Wundgels oder spezielle Pflaster sorgen für ein feuchtes Milieu, das den Heilungsprozess begünstigt.
  • Bildet sich Wundschorf, sollte dieser weder entfernt noch geöffnet werden.

Was stört die Wundheilung?

Eine langwierige oder gar ausbleibende Wundheilung kann vielfältige Ursachen haben. Wichtig ist es, dies von Anfang an zu vermeiden. Chronische Wunden sind nicht nur eine besondere Belastung für den Körper und schränken die Lebensqualität erheblich sein, sondern bergen auch stets das Risiko einer Infektion.

Folgende Einflüsse können die Wundheilung negativ beeinflussen:

  • Infektionen und Verschmutzungen in der Verletzung begünstigen Entzündungen und Folgeschäden.
  • Grunderkrankungen wie Blutgerinnungsstörungen oder Blutarmut verzögern die Wundheilung stark.
  • Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen (etwa nach einem Herzinfarkt) tragen dazu bei, dass die Blutung der Wunde nicht so schnell nachlässt.
  • Auch ein mangelhaftes Immunsystem (beispielsweise aufgrund einer Chemotherapie) beeinträchtigt den körpereigenen Heilungsprozess nach einer Wunde.
  • Die ständige Beanspruchung des verwundeten Gewebes, etwa aufgrund der Lage an einem Gelenk oder der wiederholten Reizung der Wunde, unterbricht den Heilungsprozess.

Eine mangelhafte oder einseitige Ernährung begünstigt viele gesundheitliche Probleme, darunter auch eine schlechte Wundheilung.

Wie Narben entstehen und beeinflusst werden

Tiefe oder großflächige Wunden, deren zerstörtes Gewebe vom Körper nicht gänzlich neu gebildet werden kann, können lediglich „repariert“ werden. Sie werden demnach mit einem faserreichen Ersatzgewebe aufgefüllt, das keine Hautanhangsgebilde aufweist. Das bedeutet, dass Narben keine Talg- und Schweißdrüsen aufweisen und keine Haarwurzeln enthalten.

Bis heute ist es nicht möglich, die Bildung von Narben gänzlich zu vermeiden. Die richtige Wundnachsorge kann aber dazu beitragen, dass eine optisch wie haptisch unauffällige Narbe entsteht. Bei den meisten operativen Eingriffen wird in der Nachsorge auf eine solch minimale Narbenbildung hingearbeitet.

Eine frische Narbe nach Wundheilung kann sich noch teilweise zurückbilden. Ist die Wunde durch das Narbengewebe vollständig verschlossen, schrumpft es und wird flacher. Rote Narben werden nach einiger Zeit weiß und fallen weniger auf.

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