Radiodermatitis – Nebenwirkung der Strahlentherapie
Symptome und Behandlung der Strahlendermatitis

Die Strahlentherapie ist neben Operation und Chemotherapie eine der zentralen Behandlungsmethoden bei Krebs, die bei 50 % der Patienten entweder in Kombination mit einer anderen Therapiemaßnahme oder als alleinige Behandlung angewendet wird. Bei der Strahlentherapie (Radiotherapie) werden die Tumorzellen mithilfe ionisierender Strahlung zerstört.
Zwar kann die Strahlenwirkung heute sehr zielgerichtet eingesetzt werden, aber auch gesunde Zellen werden im bestrahlten Gebiet geschädigt. In der Folge entstehen Strahlenreaktionen auf der Haut und im Gewebe. Diese entzündliche Reaktion wird als Radiodermatitis oder Strahlendermatitis bezeichnet.
In diesem Artikel erfahren Sie, wie sich die Radiodermatitis äußert, was die Ursachen für die Entstehung der Hautirritationen sind, welche weiteren Faktoren die Entwicklung beeinflussen und wie Radiodermatitis behandelt wird.
Was ist Radiodermatitis?
Radiodermatitis ist eine häufige Nebenwirkung der Strahlentherapie. Die Schwere der Hautreaktionen kann allerdings variieren. Einige Patienten leiden unter leichten Rötungen und Juckreiz, während sich bei anderen Betroffenen Blasen oder Wunden bilden, die mit Schmerzen verbunden sein können.
Die Auswirkungen der Strahlendermatitis treten in der Regel innerhalb weniger Tage oder Wochen nach Therapiebeginn auf und klingen vier bis sechs Wochen nach der letzten Bestrahlung wieder ab. Ausschlaggebend sind die eingesetzte Strahlendosis, die Hautempfindlichkeit des Patienten und die Größe des Bestrahlungsfeldes. Die Symptome treten dabei nur lokal auf. D. h. die Hautirritationen beschränken sich auf die Stellen, die der Strahlung ausgesetzt werden.
Symptome der Radiodermatitis
Zu den Symptomen der Strahlendermatitis gehören:
- Rötung der Haut (Erythem)
- Schwellungen der betroffenen Hautstellen (Ödem)
- Trockene, sich schuppende Haut (trockene Desquamation)
- Brüchige, dünner werdende Haut (feuchte Desquamation)
- Blasenbildung und Hautgeschwüre (Ulzeration)
Die Schwere der Radiodermatitis wird in vier Abstufungen angegeben:
- Grad 1: schwache Rötung, trockene Desquamation (Abschuppung der Haut)
- Grad 2: ausgeprägte Rötung oder dünner wendende Haut von weniger als 1,5 cm Fläche, moderate Schwellung der Haut
- Grad 3: Hautverdünnung mit einem Durchmesser von mehr als 1,5 cm (flächenhafte Desquamation), starke Schwellungen
- Grad 4: tiefe Hautgeschwüre, Blutungen, Absterben von Hautzellen (Nekrosen)
Je nach Ausprägung können die Symptome die Bewegungsfreiheit und Lebensqualität der Patienten einschränken. Die täglichen Aktivitäten werden unter Umständen beeinträchtigt. Beispielsweise empfinden einige Betroffene das Tragen von Kleidung als unangenehm, da sie Reibung an den sensibilisierten Bereichen verursacht. Auch ständiger Juckreiz wird als sehr quälend wahrgenommen.
In seltenen Fällen entwickeln sich die Symptome auch Wochen oder Jahre nach Abschluss der Strahlentherapie. Dieses Phänomen wird als Radiation-Recall bezeichnet.
Ursachen für Radiodermatitis
Bei der Strahlentherapie setzen Ärzte energiereiche Wellen, wie Röntgen- oder Gammastrahlen ein, um die Krebszellen zu beschädigen und zu zerstören. Die ionisierende Strahlung bricht die DNA innerhalb der Zellen auf und verhindert so ihr Wachstum und das Fortschreiten der Zellteilung.
Während der Behandlung wird auch gesundes Gewebe, das sich in der Nähe des Tumors befindet, unweigerlich mitbestrahlt. Das schließt vor allem die Hautzellen ein. Der entstandene Strahlungsschaden äußert sich in der Radiodermatitis. Aber auch Schleimhäute, Talg- und Schweißdrüsen sowie Haarfollikel können durch die Strahlung geschädigt werden.
Die Bestrahlung wird häufig mit einem Linearbeschleuniger durchgeführt. Dabei werden die Patienten auf einer Liege fixiert, um unerwünschte Bewegungen zu verhindern. Sowohl die Liege als auch das Bestrahlungsgerät sind hingegen beweglich. So kann der Winkel der Strahlung zielgerichtet angepasst werden und es werden nicht immer die gleichen gesunden Zellen belastet.
Risikofaktoren für die Entwicklung einer Radiodermatitis
Die Wahrscheinlichkeit, ob sich eine Strahlendermatitis bei einem Patienten entwickelt, kann von verschiedenen Einflussfaktoren begünstigt werden:
- Alter des Patienten
- Nikotinkonsum
- Fettleibigkeit
- Überlappende Hautfalten im bestrahlten Bereich
- Geschädigte Hautpartie bereits vor Behandlung
- Zusätzliche Chemotherapie und die Behandlung mit Zytostatika
- Vorerkrankungen wie bspw. Diabetes
- Genetische Anfälligkeit
Darüber hinaus reagiert die Haut je nach bestrahltem Körperteil unterschiedlich stark auf die Strahlung. So sind die zum Beispiel Fußsohlen und Handinnenflächen weniger anfällig für Strahlenreaktionen; gefolgt von Kopfhaut, Nacken, Rücken und den Außenseiten der Arme und Beine. Radiodermatitis an Brust und Bauch, sowie den Innseiten der Extremitäten ist hingegen wahrscheinlicher. Am empfindlichsten reagiert die Haut bei Bestrahlung des Halses oder im Bereich des Anus und der Vulva.
Auch spielen die Höhe der Strahlendosis, die Größe des bestrahlten Gebiets und die Dauer der Therapie eine entscheidende Rolle.
Behandlung der Radiodermatitis

Die Deutsche Krebshilfe, die Deutsche Krebsgesellschaft und die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (kurz AWMF), haben eine Patientenleitlinie zur Vorbeugung und Behandlung von Nebenwirkungen während der Krebstherapie herausgegeben1.
Bei Auftreten der typischen Symptome der Radiodermatitis, wie gerötete, trockene, spannende, schuppige und juckende Haut kann der Einsatz von beruhigenden Hautcremes eine Linderung der Beschwerden herbeiführen. Dabei sollten Anwender beachten, dass die Produkte speziell für die Behandlung der Radiodermatitis eingesetzt werden können, damit eine Verstärkung der Hautprobleme verhindert wird. Die Hautpflege sollte mit dem Radiologen und dem Behandlungsteam abgesprochen werden.
Bei dauerhaften Hautveränderungen oder nässenden Wunden kann zudem eine medizinische Wundversorgung mit entsprechenden Verbandsstoffen und Wundauflagen notwendig werden. Bei Entzündungen verabreicht der Arzt bei Bedarf Antibiotika. Sollte die Radiodermatitis Schmerzen verursachen, kann der behandelnde Arzt wirksame Schmerzmittel verschreiben.
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Quellen:
- Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Patientenleitlinie "Supportive Therapie - Vorbeugung und Behandlung von Nebenwirkungen einer Krebsbehandlung", S. 49 ff, Februar 2018